Alpencross Berwang – Gardasee: Mit dem E-MTB über die Alpen

Eckdaten; 5 Tage, reine Fahrtzeit 22:34 Stunden, 350,7 km, 5.370 hm, 6.170 tm
Planung und Vorbereitung

So entstand die Idee von einer Alpenüberquerung der SGB-Biker mit dem E-Bike.
2019 sah unser „Holländer“ im RBB- Fernsehen, eine Dokumentation, wie Michael Kessler mit dem „Postrad“ vom RBB eine Alpenüberquerung machte.
Seit diesem Tag ließ ihn die Faszination einer Alpenüberquerung nicht mehr los und er warf dieses Thema im Anschluss an eine Ausfahrt der SGB E-Biker, beim Abschluss im Vereinsheim, in die Runde.
Unser Tourguide Karl Schmieder merkte sofort an, dass er schon mehrmals mit dem Fahrrad (ohne E) über die Alpen gefahren ist und der eine oder andere war der Idee nicht abgeneigt.
So ging nun alles seinen Weg, man redete öfters darüber, wann, welche Route, den Schwierigkeitsgrad, die Dauer und wer ggf. mitradeln würde. Zur Einstimmung (Training) wurde eine Karwendelrunde gefahren (leider konnten nicht alle Biker dabei sein), wo getestet wurde, ob wir auch „gebirgstauglich“ sind.
Dann stand fest, 2021 werden wir den Alpencross in Angriff nehmen. Doch es kam alles ganz anders, die Pandemie machte uns einen Strich durch die Rechnung. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und die Idee blieb in den Köpfen.
Zum Jahresanfang 2022 wurden dann Bücher mit den besten Routen einer Alpenüberquerung beschafft, Packlisten diskutiert, was muss bzw. soll man mitnehmen.
Die konkrete Streckenplanung und die Quartiersuche wurde ab Mai/Juni 2022 vorangetrieben.
Nach nunmehr fast drei Jahren seit der ersten Idee stand fest: 9 Biker, darunter auch 2 Frauen (Birgit und Bärbel) wollen sich dem Abenteuer Alpencross stellen, 5 Tage, ca. 370 Km und ca. 5700 Hm.
Der Starttermin für den ersten Alpencross der SGB E-Biker wurde auf Freitag, 19.08.2022 festgelegt.,
Vorab (wie man an den Bildern auch sieht) hat unser Tourguide Karl, bei einer unseren wöchentlichen Touren seinen Rucksack wie für einen Alpencross gepackt und dies im Anschluss, im Vereinsheim demonstriert, getreu nach dem Motto: "Weniger ist mehr" !!!
19.08.2022, Freitag: 1. Etappe;

Berwang/Tirol - Fernpass - Via Claudia Augusta - Nasserreith - Imst - Mils/Inntal (Ü)
Wir starten unseren Alpencross auf dem Parkplatz der Skiarena Berwang in Bichlbach. Bei leichtem Regen geht es Richtung Ehrwald. Ab Biberwier, inzwischen bei Starkregen, fahren wir auf einem Schotterweg abseits der vielbefahrenen Passstraße, vorbei am Weißensee, dem Fernpass entgegen. Nach 800 Höhenmeter erreichen wir die Passhöhe und ein schöner Singletrail führt uns hinunter zum Fernsteinsee nach Nassereith. Über Imst und auf dem Inntalradweg erreichen wir nun unser erstes Tourenziel Mils.
20.08.2022, Samstag: 2. Etappe:

Mils - Innradweg - Landeck - Pfunds -Altfinstermünz - Martina (Schweiz) - Norbertshöhe (1.405 m) - Nauders (Ü)
Bei leichtem Regen fahren wir auf dem Inntalradweg nach Landeck. Wir folgen der „Via Claudia Augusta“ und erreichen Tösens. Bei strahlendem Sonnenschein und nach einer ausgiebigen Mittagspause, brechen wir in Richtung Schweiz auf und besuchen kurz vor dem Grenzort Martina, Altfinstermünz. Die ehemalige Zollstation spannt sich majestätisch über den Inn und ist allemal einen Besuch wert. Vor unserem zweiten Etappenziel Nauders liegt nur noch die Norbertshöhe mit seinen elf Serpentinen und ihren 400 Höhenmeter.
21.08.2022, Sonntag: 3. Etappe:

Nauders - Plamort Panzersperren (2.080 m) - YouTube - Reschensee - Haidersee - der Etsch entlang - Burgeis - Latsch - Glurns - Naturns - Meran (Ü
Heute wartet ein ganz besonderes Highligth auf uns. Wir verlassen Nauders auf dem Radweg und begeben uns nach einem Kilometer auf einen Forstweg zur Stieralm und zum Plamorter Boden. Das Hochplateau ist die Grenze zwischen Österreich und Italien und war im 2. Weltkrieg von strategisch wichtiger Bedeutung. Panzersperren, die 1938 errichtet wurden, stehen heute unter Denkmalschutz. Obwohl voll funktionstüchtig wurden sie kampflos 1943 an die deutsche Wehrmacht übergeben.
Ein Kettenschaden und der Bruch des Schaltauges verschafften uns eine einstündige Zwangspause in einer schön gelegenen Gebirgslandschaft. Das nächste Ziel war ein Aussichtspunkt, hoch über dem türkisblauen Reschensee mit Blick auf die Ortlergruppe. Eine tolle Abfahrt, an der Etschquelle vorbei, zum Reschensee machte den Abstecher zum Plamorter Boden zu einem Erlebnis. Noch lagen aber 80 Kilometer durch das Etschtal nach Meran vor uns. Entlang dem Reschensee über Glurns, und durch die Obstplantagen des Vinschgau erreichen wir am frühen Abend Meran.
22.08.2022, Montag: 4. Etappe:

Meran - Lana - Völlan - Gampenpass (1.520 m) - Cles (Ü
Der heutige Tag hatte ein paar Überraschungen für unsere Truppe parat. Nach ein paar Kilometer streikte der Motor eines Bikes und in der anschließend aufgesuchten Radwerkstatt in Lana wurde ein Motorendefekt festgestellt. Da eine Reparatur nicht möglich war wurde ein Bike für die restlichen Strecke gemietet. Kurz hinter Lana ging`s nun über eine sehr steile und nicht enden wollende Rampe nach Völlan. Da die Auffahrt zum Völlaner Badl infolge einer gesperrten Brücke nicht möglich war, mussten wir auch noch auf einen Wanderweg ausweichen. Das war nun unsere erste Schiebestrecke, sowohl bergauf als auch bergab. Der Gasthof Völlaner Badl war als Ladestopp für unsere Akkus vorgesehen, hatte jedoch an diesem Tag geschlossen. Mit bangem Blick auf das Display und zahllosen Serpentinen erreichten wir die Fahrstraße und nach einigen Kilometer die Passhöhe. In der Mittagspause wurden die Akkus geladen und zur Stärkung gab es ein kellerfrisches Radler, Schluzkrapfen, Spagetti Bolognese oder Spinatnudeln. Nun begann der Spaßteil des Tages. Der "Rankipino" ist ein neuer Radweg für Mountainbiker, der sich auf unterschiedlichen Wegen durchs Val di Non schlängelt. Stetig bergab, mit nur wenigen Gegenanstiegen, geht es dem Ziel Cles entgegen.
23.08.2022, Dienstag: 5. Etappe

Cles - Galaria di Torres (Tunnel) (2,3 km) - Molvenosee - Arco - Torbole/Gardasee (Ü)
Die Königs- und Schlussetappe steht heute auf dem Programm. Von Cles folgen wir der Straße nach Tuenno und zweigen auf einen Fußgängertunnel in die Galleria di Terres ab. Der 2,4 Kilometer lange Tunnel führt uns direkt durch den Berg und auf den >>Dolomiti di Brenta Trek <<: Hoch über dem Val di Non geht’s nun zum Anstieg nach Andalo. Die steilen Anstiege auf grobem Schotter , verlangen unserer Fahrtechnik trotz Motor einiges ab. Dazu kommen noch Schiebestrecken die heftig an der Kondition nagen. Zur Mittagspause werden die Akkus geladen und am Nachmittag erreichen wir den Lago di Molveno. Noch haben wir 50 Kilometer vor uns. Über den Passo Ballino kommen wir zu dem kleinen Ort Ranzo und über eine traillastige steile Abfahrt, bei der die Bremsen an ihre Grenzen kommen, an den Lago di Toblino. Auf dem Radweg, entlang dem Lago di Tenno und bei mächtig viel Gegenwind erreichen Torbole am Gardasee. Bei italienischer Pasta, Pizza, Weizenbier und Wein klingt der Abend aus.
24.08.2022, Mittwoch: Rückfahrt mit dem Shuttlebus

Torbole/Gardasee - Lana (Zwischenstopp) - Reschenpass - Fernpass - Berwang
Jede Reise kennt ein Ende und so hieß es für uns am nächsten Tag mit einem gecharterten Reisebus die Rückreise anzutreten. Die vielen eindrücklichen Bilder und Momente während der Tour, wie auch die gesamte Streckenführung, hinterlassen bleibende Erinnerungen. Spektakuläre Bergkulissen, schöne Trails und die sehr gute Streckenplanung und Organisation der Übernachtungen und der Rückreise, durch Karl Schmieder und Herbert Roelfsema, sorgten für einen perfekten ersten Alpencross auf dem E-Bike.
Fortsetzung nicht unwahrscheinlich…..